Ersatzprodukte für Kunststoff
Kunststoff und Plastik werden zunehmend zum Problem für die Umwelt. Gerade in den Weltmeeren landen jedes Jahr unzählige Tonnen an Plastikabfällen. Doch es gibt sinnvolle und vielversprechende Alternativen in der Forschung, aber auch bereits auf dem Weltmarkt. Der Weg führt weg von Einweg-Plastikprodukten hin zu Mehrweg-Kunststoffprodukten, um die Meere zu entlasten. Im kleinen Maßstab lässt sich Kunststoff im eigenen Haushalt relativ einfach vermeiden oder reduzieren. Hier zeigen wir Dir Wege und Möglichkeiten für den Einsatz von Kunststoff-Ersatzprodukten.
Gründe für Kunststoff-Ersatzprodukte
– Plastik ist nicht biologisch abbaubar und schwer zu recyceln
– Kunststoff besteht aus Erdöl und ist darum ein begrenzter Rohstoff
– Es ist ein giftiges Material und enthält Weichmacher
– Plastik stellt eine tödliche Gefahr für die Natur, die Weltmeere und damit für viele Tiere dar
Gerade Mikroplastik im Meer richtet unter den Meereslebewesen enorme Schäden an. Flüsse dienen genauso häufig als Sammelbecken für Kunststoffabfälle und vergiften das so überlebenswichtige Trinkwasser. Gelangt Plastik in die Nahrungskette, birgt es für die Menschheit selbst ungeahnte Risiken und Gefahren. Das Heimtückische ist, dass viele alltägliche Produkte Plastik enthalten, ohne dass dies uns, den Konsumenten, immer bewusst ist. Dieses sogenannte versteckte Plastik wurde sogar schon in Bier und Kaugummis gefunden.
Kunststoffe lassen sich zwar bis zu einem gewissen Grad recyceln, gerade die Mischformen können aber oft nicht weiterverarbeitet werden und belasten die Umwelt zusätzlich bei ihrer Verbrennung. Und das obwohl die Kunststoffe bei ihrer Herstellung einen großen Energieaufwand benötigten. Denn Plastik ist nicht gleich Plastik: Man unterscheidet Thermoplaste, Duroplaste und Elastomere.
Darum ist es so wichtig, auf die Nachteile von Plastikprodukten und Kunststoffverpackungen aufmerksam zu machen, diese im Bewusstsein der Menschen zu verankern und durch den vermehrten Einsatz von Kunststoff-Ersatzprodukten auszutauschen. Vor allem kann jeder Konsument und jede Konsumentin einen persönlichen Beitrag dafür leisten. Selbst die Mülltrennung in der eigenen Wohnung fällt darunter.
Was sind vielversprechende Alternativen für Kunststoff?
In Frage kommen insbesondere Glas, Bambus, Zuckerrohr, Stroh, Holz und weitere natürliche Quellen oder kurz Bio-Kunststoffe. Bienenwachs-Tücher eignen sich darüber hinaus, um Waren frisch zu halten, denn sie sind biologisch abbaubar und luftdurchlässig, wehren aber auch Bakterien ab.
Geschirr aus Zuckerrohr
Plastikgeschirr braucht es eigentlich gar nicht. Zwar lässt es sich durchaus mehrfach verwenden, landet aber im Zweifel doch im Müll. Darum trat im Jahr 2021 ein EU-weites Plastikverbot für Einmalgeschirr in Kraft. Zuckerrohr oder Bagasse eignet sich hervorragend als Ersatz, da es aus den faserigen Resten in der Zuckerrohrproduktionen gewonnen wird. Mengenmäßig kann es dieses Nebenprodukt locker mit Plastik aufnehmen. Seine natürliche Beschaffenheit lässt es ideal erscheinen als Ausgangsmaterial für Einweggeschirr wie Becher, Schalen und Teller.
Transparentes Holz
Ursprünglich aus der Elektronik stammend, wird transparentes Holz durch chemische Prozesse so angepasst, dass es eine Lichtdurchlässigkeit von 98 Prozent und eine Trübung von 71 Prozent aufweist. Damit ist es mit Milchglas vergleichbar. An transparentem Bauholz wird dagegen weiter geforscht. Der Durchbruch gelang im Jahr 2016 Forschern der Königlichen Technischen Hochschule in Stockholm. Forscher am Indian Institute of Technology in Neu-Delhi setzen hier ebenfalls neue Maßstäbe. Der Stoff lässt sich in nahezu allen Größen herstellen und ist trotz seiner Leichtigkeit so fest wie das ursprüngliche Holz. Damit kann es ebenso Kunststoffe auf Erdölbasis ersetzen. Bei der Bekämpfung des Klimawandels könnte es sehr wichtig sein.
Bio-Polyethylen
Eine andere Option stellen biobasierte Polyethylen-Compounds wie Terralene® dar. Diese werden aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen und sind vollständig recyclingfähig. Mittels Spritzguss und weiteren Verfahren lassen sich diese nachhaltigen Komponenten weiter bearbeiten und zu Becher, Dosen oder Tuben formen. Ein wichtiger Anreiz dafür ist das EU-Verbot für viele Plastikprodukte. Bio-Polyethylen oder biobasierte Polyethylen-Compounds (PE) werden unter anderem in Brasilien aus gentechnikfreiem Zuckerrohr gewonnen. Bisher sind diese recyclebaren Biokunststoffe in Deutschland für Lebensmittelverpackungen rechtlich noch nicht zugelassen. Daher müssen sie weiter modifiziert werden. Als größte Vorteile von PE tun sich die Beständigkeit gegenüber polaren Lösungsmitteln und die gute Temperaturbeständigkeit hervor. Dennoch gibt es bislang nur einen nennenswerter Hersteller dieses nachhaltigen Werkstoffs.
Wie können Kunststoffprodukte durch umweltfreundliche Alternativen ersetzt werden?
Mehrere Faktoren sind maßgeblich dafür, dass sich umweltfreundliche Alternativen zu Kunststoffprodukten am Ende tatsächlich durchsetzen. Zum einen der ökologische Aspekt: Hier spielen die Landnutzung und Umweltverträglichkeit genauso mit hinein wie die Entsorgung und die finale Ökobilanz. Zweitens müssen der Anbau und die Weiterverarbeitung sozialverträglich sein. Sowohl nationale, internationale, als auch privatwirtschaftliche Standards kommen hierfür in Frage. Ein drittes Kriterium betrifft die Sicherheit für die finalen Konsumenten. Zuletzt spielt die Qualität eine Schlüsselrolle. Die Anforderungen an das Verpackungsmaterial müssen vorab exakt definiert werden. Und die Produkte sollten von den Endkunden akzeptiert werden.
Welche Ersatzprodukte für Kunststoff werden bereits im großen Maßstab eingesetzt?
Papiertüten kommen bereits in großem Maßstab zum Einsatz. Ebenso werden bereits viele Produkte aus Zuckerrohr angeboten. Bei Getränkeflaschen und Brotaufstrichen hat sich Mehrweg-Glas bewährt. Nicht in jedem Fall hat Glas eine bessere Energiebilanz als Plastik. Beide verbrauchen viel Energie beim Produktionsprozess.
Strohhalme und Trinkbecher bestehen zunehmend nicht mehr aus Kunststoff, denn viele Einwegplastikprodukte sind inzwischen verboten. An Möglichkeiten mangelt es nicht, in vielen Ländern der Erde führt aber nach wie vor kein Weg an Plastik vorbei. Länder wie Kenia, Ruanda und Costa Rica haben aber beispielsweise Maßnahmen gegen den übermäßigen Plastikverbrauch unternommen.
Ganz ohne Plastik geht es jedoch nicht, denn es steckt einfach in zu vielen Dingen von der Kreditkarte bis zum Computer drin. Gerade im Badezimmer und beim Einkauf von Lebensmittel bestehen bereits viele Möglichkeiten, es sinnvoll zu umgehen. Letztlich hat es wie viele andere Materialien auch sowohl Vor- als auch Nachteile.
An welchen Alternativen zu herkömmlichem Kunststoff wird weiter geforscht?
Mehrere Unternehmen und Institute forschen an vollständig auflösbaren oder sogar essbaren Verpackungen. Algen sowie das Milchprotein Casein bilden vielversprechende Ansätze. Algen und Seetang kommen häufig vor und wachsen dazu noch sehr schnell, daher haben sich verschiedene Wissenschaftler und Firmen diese Mission auf die Fahnen geschrieben. Das aus Algen gewonnene Material gibt nämlich keine Schadstoffe ab. Darin verpackte Lebensmittel kann es länger haltbar machen. Während einige Forscher Mikroalgen verwenden, setzen andere Wissenschaftler auf Makroalgen. Dennoch steckt die Forschung zu Bioplastik immer noch in den Kinderschuhen. Der Einsatz im großen Maßstab in Kooperation mit industriellen Recyclingfirmen wird allerdings noch dauern.
Im Jahr 2022 haben Leipziger Forscher zudem entdeckt, dass das Enzym PHL7 Plastik in der Rekordzeit von weniger als 24 Stunden zersetzt. Sie fanden dieses Enzym auf einem Komposthaufen. PET wird auf diesem Weg in seine Bestandteile zerlegt. Dies gilt allerdings nicht für gestrecktes PET. Diese Recycling-Methode soll in den kommenden Jahren weiterentwickelt werden.
Sind alle Ersatzprodukte zu Kunststoff auch biologisch abbaubar?
Viele Ersatzstoffe für Kunststoffe bestehen aus biologisch-abbaubaren Materialien, aber bei weitem nicht alle. So wird selbst Edelstahl als Ersatzprodukt eingesetzt. Viele Arten von Bioplastik werden lediglich organisch hergestellt. Um sie zu zersetzen, sind hohe Temperaturen notwendig. Die meisten Müllverwertungssysteme sind zudem noch nicht auf Bioplastik eingestellt.
Letztendlich bilden Kunststoff-Ersatzprodukte nur einen Teil der Lösung. Genauso wichtig bleibt es Kunststoffverpackungen zu reduzieren und Plastikmüll nach Möglichkeit zu vermeiden. Am besten bewährt haben sich unverpackte Lebensmittel. Dafür gilt es einfach eine Tupperdose oder Einkaufstasche von zu Hause mitzubringen, wie es an vielen Orten bereits praktiziert wird.
Fazit
Ersatzprodukte für Kunststoff bieten vielversprechende Möglichkeiten, die Menge an produziertem Plastikmüll deutlich zu reduzieren und die Weltmeere sauberer zu machen. Allerdings müssen dafür alle Staaten rund um den Globus gemeinsam an einem Strang ziehen und Kunststoffprodukte in vielen Bereichen durch nachhaltige und biologisch-abbaubare Alternativen ersetzen. Die Forschung auf diesem Gebiet heißt es weiter zu forcieren.