Vermeiden – verwerten – beseitigen: der Umgang mit Abfall
Abfall ist eines der größten Menschheitsprobleme der Neuzeit. Wir produzieren Unmengen von nicht mehr gebrauchten Materialien, Gasen und anderen Hinterlassenschaften, mit denen die Natur nicht umgehen kann. Doch wie kam es eigentlich dazu und was kann jeder einzelne von uns tun?
Die Welt erstickt in unserem Abfall
Wir Menschen haben uns einen Lebensstil angewöhnt, bei dem wir sehr viele Stoffe produzieren, die wir nicht mehr oder nur sehr schwer in die natürlichen Kreisläufe zurückführen können.
Wenn man sich bewusst macht, dass alle unsere Rohstoffe aus der Natur stammen erscheint das Problem sonderbar.
Warum sind wir in der Lage, unsere Natur in Plastik, Aluminium, andere Metalle, Treibstoffe, Autos, Häuser und Kleider zu verwandeln? Und warum sind wir nicht in der Lage, diese Dinge, wenn wir sie nicht mehr brauchen, umweltverträglich „zurückzugeben“?
Die Antwort erscheint zunächst einfach und dennoch ist sie sehr komplex: Wir verändern die natürlichen Rohstoffe zu sehr. Wir manipulieren sie mehrfach chemisch, mechanisch oder im Falle der Atomkraft sogar unter größter Gewalteinwirkung.
Zurück bleiben Stoffe, die für uns wertlos geworden sind. Sie sammeln sich an, sind kaum mehr zu bewältigen und vergiften unsere Erde.
Abfall: Keiner will ihn und jeder produziert ihn
Der Einfachheit halber und damit die Gedankengänge nah am Verbraucher bleiben, fokussieren wir uns in diesem Beitrag auf den ganz einfachen Haushaltsmüll. Also das, was jeder und jede von uns an Abfall im Alltag produziert.
Egal wie umweltbewusst oder „öko“ wir leben, am Müll kommt kaum einer vorbei: Ob abgetragene und kaputte Kleider, Papierreste, Verpackungen (wer kann die schon ganz vermeiden), Batterien, Elektroaltgeräte, Lebensmittelreste, Abwasser, CO₂, Gülle aus der Tiermast usw. Die Liste ist lang!
Und wer ein Auto fährt, stößt zwangsläufig Abgase aus. Das Auto selbst wird spätestens nach zwanzig bis dreißig Jahren zum „Abfall“. Außerdem werden mit der 4G Umstellung wieder Tausende alte und eigentlich noch funktionale Handys und Smartphones zu unbrauchbarem Müll.
Die Geschichte des Hausmülls
Schaut man in unsere Geschichte, findet man recht schnell heraus, dass Müllberge ein Problem der Neuzeit sind.
Seit der Industrialisierung, Technisierung, der Verstädterung und dem Wachstum der Weltbevölkerung nimmt das Müllproblem rasend schnell zu.
Früher gab es insgesamt weniger Menschen. Es gab weniger zu Essen und weniger Konsum- und Luxusgüter. Die Leute bauten sich einen großen Teil der Nahrung selbst an. Sie arbeiteten in der Landwirtschaft und hielten eigenes Schlachtvieh. Darüber hinaus waren die Versorgungswege in kleine Gemeinden und selbst größere Städte kürzer. Es wurde direkter konsumiert.
Haltbarmachungen für lange Transporte oder Lagerwege, komplizierte Verpackungen oder chemisch und technische Manipulationen waren an Nahrung und Konsumgüter. Wenn, dann bestanden Verpackungen aus Papier oder Metallen.
Noch vor zweihundert Jahren kauften die Menschen in kleinen regionalen Märkten, bei den Erzeugern oder bei einigen wenigen Großherstellern ein.
Die Entwicklung von Konserven, den Vorläufern unserer heutigen Fertignahrungsmittel geht auf das Jahr 1810 zurück.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts nahm das Angebot an verpackten Lebensmitteln stetig zu. Supermärkte und der Plastikwahn kamen allerdings erst ab den 1960er Jahren so richtig auf. Seitdem nahm die Müll-Entwicklung im privaten Lebensbereich stetig zu.
Müllaufkommen und Müllbeseitigung heute
Um den gigantischen Mengen an Haushaltsmüll beizukommen, gibt es diverse Methoden:
*Verbrennung
*Anhäufung auf Deponien
*Rückführung durch Recycling.
Die Deutschen produzieren jährlich rund 13 Millionen Tonnen Hausmüll beziehungsweise ca. 156 Kilogramm pro Kopf. Inklusive Sperrmüll sind es 187 Kilogramm pro Kopf und rund 15,5 Millionen Tonnen insgesamt.
Die Entsorgung oder das Recycling von Müll kostet Milliarden, die wir teilweise als Hausmüll-Gebühren oder indirekt über die Warenpreise mit bezahlen.
Ist Vermeidung die Lösung?
Abfall erst gar nicht aufkommen zu lassen ist sicher einer der effektivsten Wege, um das Problem zu lösen.
Es hat sehr lange gedauert bis die breite Öffentlichkeit und die Industrie auf das Problem reagierten. Es war immer wieder Druck seitens der Regierungen verantwortungsbewusster Staaten notwendig.
Die Verordnungen über die Einsparungen von Plastiktüten und die kommenden Verbote von Plastik-Kleinteilen sind ein Lichtblick.
Biologisch orientierte Menschen tun dies schon lange: Sie packen nichts unnötig ein, wählen lieber offene Ware und haben immer eine Baumwolleinkaufstasche dabei.
Trotzdem – schaut man sich im Supermarkt um, finden sich immer noch eigentlich verzichtbare Plastikverpackungen an Obst, Gemüse, Fleisch, Wurst usw.
Im Bereich der Milchprodukte feierten die Flaschen in den späten 1980er Jahren ein kurzes Revival. Doch durchsetzen konnten sie sich nicht. Nur eine Handvoll Menschen ist bereit, den etwas teureren Joghurt oder die Milch im Glas zu kaufen.
Recycling ist auf dem Vormarsch
Der Pulli aus Plastikfaser ist längst Realität. Erschreckenderweise sind 70 bis 80 Prozent unserer Kleidung heute schon aus reinen Kunstfasern hergestellt.
Obwohl man viel mehr dieser Kleidung aus Recyclingfasern herstellen könnte, ist dies ein Wunschtraum. Recyceln ist teurer als neu herzustellen.
Wir tragen heute zwar pflichtbewusst viele Stoffe getrennt auf Wertstoffhöfe und Deponien. Doch nicht alle diese Sammelgüter werden wiederverwertet. Viele werden nur zum Zweck gesammelt und getrennt.
Biologische Reste aus dem Haushalt werden seit der flächendeckenden Einführung der Biotonnen zu 100 Prozent recycelt.
Gibt es einen Ausweg aus dem Müllproblem?
Vermeiden – verwerten – beseitigen: der Umgang mit Abfall
Forscher schätzen, dass die Halbwertszeit einer PET-Flasche, die im Meer treibt bei rund 60 Jahren liegt. Dann ist sie durch die Einwirkung von Wasser, Sonne und Salzen zur Hälfte in ihre Bestandteile zerfallen. Ganz auflösen wird sie sich aber nicht. Dem heutigen Stand der Wissenschaft nach werden unveränderliche Mikropartikel bestehen bleiben. Im Erdreich oder unter trockenen Bedingungen „hält“ der Müll noch besser.
Vielleicht graben Archäologen in fünftausend Jahren in den Resten unserer Zivilisation.
Sie finden seltsame Depots mit tausenden aufeinandergeschichteten Fahrrädern, Atommülllager und die Reste unseres Hausmülls unter einer dicken Erdschicht.
Sie werden sich vielleicht fragen, ob diese Orte einem sonderbaren Kult dienten und welche Götter wir wohl verehrt haben: Konsum, Wegschauen, Wegwerfen und die Petrochemie?
Vielleicht finden Sie noch eine Plastik-CD-Hülle mit einem Konterfei von Michael Jackson und dem Schriftzug „Heal the world“.
Bestenfalls schauen diese Menschen ins Antlitz einer noch oder wieder heilen Welt, in der schlaue Forscher Wege gefunden haben, die Stoffe, die sie erfunden haben, in ihre natürlichen Bestandteile zurückzuverwandeln.
Die Natur besitzt eine unglaubliche Regenerationsfähigkeit und wir wissen nicht, was die Forschung in zehn, zwanzig oder hundert Jahren entdeckt haben wird.
Ein ernstzunehmendes Umdenken hat spätestens seit dem Beginn des weltweiten Klimawandels stattgefunden.
Immer bessere Kooperationen zwischen Staaten, Wirtschafts- sowie Wissenschaftszweigen geben ebenfalls Grund zur Hoffnung.
Bio-PET und Fernseher aus Zuckerrohrhüllen?
GreenPE und andere natürliche Kunststoffe sind im Kommen. Fakt ist, dass dieser Bereich ein unglaubliches Potenzial bietet.
Neben Zuckerrohr und Palmblättern sind Rohstoffe wie Hanf und Flachs heiße Kandidaten für umweltverträgliche Verpackungen, Kunststoffe und Kleiderfasern.
Fakt ist, dass wir beim derzeitigen Stand unserer Technisierung sicher noch lange nicht auf alle problematischen Stoffe verzichten können.
Selbst wenn es immer noch viele Ignoranten gibt, so ist insgesamt eine positive Entwicklung zu beobachten. Im Endeffekt liegt es auch an den Kunden und deren Kaufentscheidungen.
Was kann jeder einzelne im Alltag tun? Müll vermeiden, weniger Fleisch essen, Öko-Mode tragen, Bambuszahnbürsten verwenden. Es sind die kleinen Dinge, mit denen jeder einzelne sofort beginnen kann.
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